Kaum eine zwischenmenschliche Beziehung ist so schweren Prüfungen unterworfen wie das Verhältnis zwischen einem Arzt und seinem Reizmagensyndrom Patienten.
Voller Vertrauen in die Leistungen der modernen Medizin begibt sich der unter massiven Beschwerden Leidende in Behandlung, meist in Erwartung einer fundierten Untersuchung und einer zügigen Diagnose. Schnell soll es gehen, die Krankheit sollte obendrein mit wenig Aufwand, am besten durch ein paar Medikamente heilbar sein. Schließlich entspricht das der Botschaft, die durch die Arzneimittelwerbung der Pharmaindustrie an die Bevölkerung heran getragen wird.
Gestaltet sich die Untersuchung dann doch etwas aufwendiger, weil weitere Fachärzte konsultiert werden, kann das ja eigentlich nur von Nutzen sein – ein professionelles Team von Ärzten wird sicher bald die versteckte Krankheit entlarvt haben. Das akademische Wissen engagierter Mediziner vermittelt Vertrauen in der unpersönlichen Routine der ärztlichen Praxis. Doch mit fortschreitender Untersuchungsdauer wachsen Ängste in dem Maße an, wie sich Erwartungen vermindern.
Die Schwere der vom Reizdarmsyndrom verursachten Gesundheitsbeschwerden und der Alltagsprobleme werden häufig unterschätzt. Klassische Therapieangebote versagen in den meisten Fällen. Ein neuartiges Supplement aus der Apotheke macht Betroffenen jetzt neue Hoffnung. Es handelt sich um eine Kombination von Nährstoffen, die mit der Symbiose des Mikrobioms, der Darmschleimhaut und mit dem Serotoninhaushalt assoziiert sind. Unter dem Namen Omnitadin Darmkapseln ist das Präparat in Apotheken und im Versandhandel erhältlich. Mehr Info… (gesponsert).
Schließlich ist es soweit: Der Arzt konfrontiert seinen inzwischen leicht verunsicherten Patienten mit der Aussage, er sei nicht wirklich krank. Zumindest in körperlicher Hinsicht sei alles in Ordnung. „Wie sieht es eigentlich im privaten Bereich aus? Haben Sie berufliche oder persönliche Probleme? Stress? Sorgen? Dann wird es sicher damit zusammenhängen…“.
Die Diagnose „Reizmagensyndrom“ ist unbefriedigend und klingt nach Ausrede. Der Rat, über eine Psychotherapie nachzudenken, scheint darüber hinaus unangemessen und ist wenig hilfreich. Situationen wie diese führen häufig zum Scheitern eines Arzt-Patienten-Verhältnisses und zum Aufsuchen anderer Praxen.
Diagnose Reizmagensyndrom – eine Hürde, die es zu bewältigen gilt
Um zu verstehen, wieso das Verhältnis zwischen einem Reizmagensyndrom Betroffenen und seinem Arzt so brüchig ist wie eine Ehe im siebten Jahr, muss man beide Seiten einer näheren Betrachtung unterziehen.
Unsicherheit bezüglich der Diagnose „Reizmagensyndrom“ und Misstrauen gegenüber der Qualifikation des Arztes setzen sich beim Patienten mehr und mehr gegen das ursprünglich entgegengebrachte Vertrauen durch. Die häufige Aussage, alle Beschwerden seien psychosomatisch bedingt und damit auf den seelischen Zustand zurückzuführen, widerspricht in hohem Maße den Erwartungen des Betroffenen, der an einer körperlichen Erkrankung festhält.
Eines der größten Probleme dabei ist die Tatsache, dass die funktionellen Magen-Darm-Beschwerden bis heute nicht so intensiv erforscht und erklärt wurden wie vergleichbare chronische Krankheiten. Der daraus resultierende Erklärungsnotstand im Bezug auf Reizmagensyndrom verstärkt den Eindruck des Patienten, der Arzt habe in Wirklichkeit keine Ahnung, welche Ursache tatsächlich für die Beschwerden verantwortlich ist. Es entsteht der Verdacht, es handele sich um eine Verlegenheitsdiagnose. Die Situation des Betroffenen wird darüber hinaus durch den Umstand erschwert, dass er in der Familie, im Freundeskreis und am Arbeitsplatz mit zunehmendem Unverständnis fertig werden muss.
Der hohe Leidensdruck, der Versuch, Probleme zu kaschieren oder anderen Menschen verständlich zu machen, sowie die Erwartungshaltung des sozialen Umfeldes („Was hast du denn nun eigentlich und wann bist du wieder gesund?“) verschärfen zunehmend den kritischen Zustand des Reizmagensyndrom Patienten.
Aber auch der Arzt hat es nicht leicht. Bereits beim ersten Gespräch verschafft er sich einen Eindruck von der Persönlichkeit des Patienten. Im weiteren Verlauf der Untersuchungen muss er einen Mittelweg finden zwischen notwendiger Abklärung und unzweckmäßiger Übertestung, wobei auch subjektiv empfundene Persönlichkeitsmerkmale berücksichtigt werden.
Besonders Patienten mit funktionellen Störungen sind für den behandelnden Arzt oft lästig und frustrierend. Sie beharren nicht selten auf weiteren Untersuchungen und lassen sich aus den oben genannten Gründen nur ungern mit lapidaren Erklärungen abspeisen. Doch auch auf Seiten des Mediziners führt die Unsicherheit bezüglich der Auslöser und der Therapieverfahren häufig zu Hoffnungslosigkeit und Resignation. Der fehlende diagnostische und therapeutische Erfolg kann darüber hinaus eine narzistische Kränkung des Arztes bedeuten.
In einer Studie wurde das Verhalten von Medizinern bei der Untersuchung und Behandlung von Reizmagensyndrom Patienten analysiert. Dabei wurden in einigen Fällen sehr unangemessene Verhaltensweisen aufgedeckt, die zeigen, dass Ärzte auch nur Menschen sind und wie alle anderen unter bestimmten Bedingungen zu Fehlverhalten neigen können. So kommt es beispielsweise vor, dass funktionellen Störungen der einfacheren Behandlung wegen in eine organische Erkrankung umgedeutet werden.
Auch die Verordnung einer ungesicherten und wenig erfolgversprechenden Diät wurde beobachtet. Sie dürfte ebenso als Strafmaßnahme angesehen werden wie die Abschreckung des Patienten vor weiteren Konsultationen. Als Beispiel hierfür wird in der betreffenden Studie das Verbot bisher wirksamer Arzneien genannt. Die offizielle oder insgeheime Abwertung des Betroffenen als Psychopathen oder neurotisch Gestörten, die man als „vorschnelle Psychiatrisierung“ bezeichnet, wurde ebenso aufgedeckt wie die Angewohnheit, Patienten aufgrund ihres Äußeren, ihres Berufes oder anderer Anhaltspunkte herabsetzend zu etikettieren.
Diskutiert wird auch der Habitus einiger Ärzte, sich selbst zu rechtfertigen, indem sie einem renitenten Patienten ein „Koryphäenkillersyndrom“ unterstellen. Hierunter versteht man die Neigung, Fachleute bzw. -ärzte als unfähig darzustellen.
Betont werden muss allerdings, dass es sich bei den aufgeführten Beispielen um Ausnahmen handelt. Liegen keine erkennbaren Anhaltspunkte bei ihrem behandelnden Arzt vor, die auf ein derartiges Verhalten schließen lassen, so sollten Sie in jedem Fall davon ausgehen, dass er stets darum bemüht ist, Ihnen zu helfen und Sie einer adäquaten Behandlung zuzuführen.
Zwei Seiten – ein Problem: Diagnose Reizmagensyndrom
Betrachtet man das Verhältnis zwischen Arzt und Reizmagensyndrom Patient aus verschiedenen Blickwinkeln, so lässt sich feststellen, dass die Diagnose Reizmagensyndrom für beide Seiten nicht sehr zufriedenstellend ist.
Neu ist für viele Betroffene sicherlich die Erkenntnis, dass auch ein behandelnder Mediziner über die Unzulänglichkeit seiner Erklärungs- und Therapiemöglichkeiten enttäuscht sein kann.
Zwar lassen sich medizinisch klingende Begriffe wie „funktionelle Dyspepsie“ oder „irritabler Kolon“ besser an den Patienten vermitteln als „Beschwerden unklarer Ursache“. Dies soll aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Auslöser der krankhaften Störungen in Wirklichkeit unbekannt sind und erst nach intensiver Überprüfung sämtlicher Trigger und nach Einleitung entsprechender Gegenmaßnahmen behoben werden können.
Wie Sie Ihr persönliches Krankheitsprofil bei Raizmagensyndrom feststellen und welche Schritte Sie einleiten müssen, um eine zügige und nachhaltige Verbesserungen Ihrer gesundheitlichen Situation zu bewirken, erfahren Sie im Verlauf dieses Ratgebers.
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