Wenn Sie sich die bisher besprochenen Ernährungsratschläge zu Herzen nehmen und den ein oder anderen nahrungsbedingten Trigger Ihrer individuellen Beschwerden entlarvt haben, sollte es Ihnen bereits bedeutend besser gehen. Aber wie Sie sich erinnern, stützt sich die wirksame Behandlung funktioneller Magen-Darm-Beschwerden auf fünf Säulen. Neben der medizinischen Grundversorgung und nach Einführung einer therapeutischen Diät bei Reizdarm stehen Ihnen also noch drei weitere Angriffspunkte zur Verfügung, von denen aus Sie dem Reizdarmsyndrom den Kampf ansagen können. Eine davon ist die medikamentöse Therapieunterstützung bzw. die Frage, ob Medikamente bei Reizdarm eingesetzt werden sollten.

Da sich die medizinische Forschung und mit ihr auch die Pharmaindustrie in den letzten Jahren verstärkt den medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten des Reizdarmsyndroms zuwandte, hat sich auf diesem Gebiet auch bereits ein erster Forschungserfolg eingestellt. Welcher Art diese Neuerung ist und wie sie sich in der Zukunft auf den Betroffenen auswirken wird, lesen Sie am Ende dieses Artikels.

Zuvor werden Sie erfahren, mit welchen Medikamenten bei Reizdarm Sie schon heute Ihren Heilungsprozeß unterstützen und eine signifikante Linderung Ihrer Beschwerden erreichen können.

Die Schwere der vom Reizdarmsyndrom verursachten Gesundheitsbeschwerden und der Alltagsprobleme werden häufig unterschätzt. Klassische Therapieangebote versagen in den meisten Fällen. Ein neuartiges Supplement aus der Apotheke macht Betroffenen jetzt neue Hoffnung. Es handelt sich um eine Kombination von Nährstoffen, die mit der Symbiose des Mikrobioms, der Darmschleimhaut und mit dem Serotoninhaushalt assoziiert sind. Unter dem Namen Omnitadin Darmkapseln ist das Präparat in Apotheken und im Versandhandel erhältlich. Mehr Info… (gesponsert).

Die Frage, ob Medikamente bei Reizdarm sinnvoll sind oder nicht, ist unter den Fachleuten noch recht umstritten. Es haben sich allerdings Behandlungsformen herauskristallisiert, die allgemeine Anerkennung finden und daher, zumindest als flankierende Maßnahme neben den vier weiteren Säulen, als gerechtfertigt angesehen werden dürfen.

Da das Reizdarmsyndrom ein sehr diffuses Krankheitsbild darstellt, bei dem es in Einzelfällen auch zu ungeklärten Spontanheilungen kommt, werden in diesem Kapitel auch Therapiekonzepte vorgestellt, die wissenschaftlich zwar weniger belegt sind, die aber bei einigen Betroffenen einen Heilungserfolg erbracht haben.

Ein Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit der hier genannten Therapievorschläge kann aber auf keinen Fall erhoben werden. Zu unterschiedlich und teils widersprüchlich ist das zugrundeliegende Datenmaterial, zu unberechenbar ist darüber hinaus gerade beim RDS die Reaktion des Einzelnen auf vermeintlich angezeigte Arzneien.

Der Einsatz der Medikamente bei Reizdarm sollte sich immer an der im Einzelfall dominierenden Symptomatik orientieren. Dies stellt den Betroffenen und/oder seinen behandelnden Arzt besonders dann vor ein großes Problem, wenn zwei an sich gegensätzliche Beschwerden im Wechsel auftreten, also bei Patienten, die sowohl unter Obstipation als auch zeitversetzt unter Diarrhoe leiden. Gerade in solchen Fällen ist die aktive Mitarbeit des Betroffenen in großem Maße gefordert.

Überzogene Erwartungen an die Möglichkeiten der Medikamente bei Reizdarm müssen jedoch bereits im Vorfeld abgeschwächt werden. Nur so können Fehlversuche und Enttäuschungen, die sich bei der pharmazeutischen Behandlung einer funktionellen Störung kaum vermeiden lassen, nicht verfrüht zu Resignation und Frustration auf Seiten der Beteiligten führt.

Medikamente bei Reizdarm: Von Wiedersprüchen und Erfolgschancen

Studien zum Thema Medikamente bei Reizdarmr sind oftmals widersprüchlich und aufgrund kleiner Fallzahlen wenig aussagekräftig. Herausgestrichen wird in vielen Untersuchungen zur Pharmakotherapie das uneinheitliche Patientenverhalten und die hohe Ansprechrate auf Placebos, also auf Scheinmedikamente, deren Nutzen sich auf einen psychologischen Effekt beschränkt. Begründet wird der allgemein hohe Anteil an sogenannten „Placeborespondern“ in Studien allerdings auch mit der deutlich größeren Zuwendung, welche die Testpatienten durch die untersuchenden Ärzte erfahren. Dennoch, selbst wenn eine medikamentöse Therapie beim Einzelnen nur Placebocharakter hat, so kann sie dennoch helfen, die Zeit bis zu einer – häufig eintretenden – Spontanheilung zu überbrücken. In diesem Fall können Medikamente bei Reizdarm sinnvoll sein.

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Die vier Kriterien für geeignete Medikamente bei Reizdarm und Reizmagen

Die dominierenden Beschwerden: Welche Beeinträchtigungen stellen den größten Eingriff in die Lebensqualität des Betroffenen dar?

  1. Die anerkannte Wirksamkeit eines Medikamentes: Ist die Wirkung einer Arznei wissenschaftlich nachgewiesen oder handelt es sich um ein pseudowissenschaftliches Präparat, das in erster Linie denjenigen nutzen, die es herstellen, verschreiben oder verkaufen?
  2. Die individuellen Erfahrungen: Sprechen Sie nach objektiven Gesichtspunkten auf das Medikament an und führt es tatsächlich zu einer Besserung Ihrer Lebensqualität?
  3. Die individuelle Verträglichkeit: Verspüren Sie unerwünschte Nebenwirkungen, die womöglich den eigentlichen Nutzen verschleiern oder übersteigen?

Diese Aspekte sollten Sie bei jedem medikamtentösen Therapieversuch auf ihre Relevanz hin überprüfen. Gerade wegen der eher als subjektiv empfundenen Symptomatik einer funktionellen Störung sollten Sie auf die objektive Einschätzung einer Medikamentenwirkung – soweit möglich – besonderen Wert legen, um sich vor einer teuren und mit falschen Erwartungen verbundenen Fehlmedikation zu schützen.

Bei den Reizmagen-spezifischen Beschwerden unterscheidet man zwei Symptomschwerpunkte:

1. Säuretypische Beschwerden
2. Motilitätsbedingte Beschwerden

Säuretypische Beschwerden bei Reizdarm

Symptomatik:
Oberbauchschmerzen, Sodbrennen, saures Aufstoßen

Therapie:
Zur Linderung von funktionellen Beschwerden, bei denen die Überproduktion von Magensäure ein Rolle spielt, kommen säurebindende und säurehemmende Arzneien in Frage.

Die säurebindenden Mittel (Antazida) wirken einer Übersäuerung des Magens entgegen, indem sie den überschüssigen Teil der Magensäure an sich binden und damit in seiner Wirkung neutralisieren. Sie sind meist rezeptfrei erhältlich und gehören aufgrund aggressiver Arzneimittelwerbung zu den bekanntesten Vertretern für Medikamente bei Reizdarm.

Mit säurehemmende Mitteln kann die Produktion von Magensäure für einen bestimmten Zeitraum, zum Beispiel für 24 Stunden, vollständig unterbunden werden. Arzneien dieser Art heißen Protonenpumpenblocker. Sie sollten wegen ihrer bedeutenden Nebenwirkungen nicht bedenkenlos angewandt werden. Generell ist es empfehlenswert, zunächst einen Therapieversuch mit wenig belastenden Antazida zu unternehmen und erst nach erneuter Rücksprache mit dem Arzt auf säurehemmende Präparate zurückzugreifen.

Motilitätsbedingte Beschwerden

Symptomatik:
Druckgefühl, Völlegefühl, Übelkeit, nicht-saures Aufstoßen, frühes Sättigungsgefühl

Therapie:
Zur Therapie motilitätsbedingter funktioneller Magen-Störungen werden sogenannte Prokinetika empfohlen. Nachdem erst kürzlich die Zulassung eines bekannten und bislang hochwirksamen Wirkstoffes aus dieser Gruppe (Cisaprid) vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte wegen schwerer Nebenwirkungen zurückgezogen wurde, stehen noch zwei Alternativen in der Reizmagentherapie zur Verfügung: Metoclopramid (MCP) und Domperidon. Beide Präparate beschleunigen die Magenentleerung und normalisieren die Magentätigkeit.

Entscheiden Sie sich für einen Therapieversuch mit einem der oben genannten Präparate, so sollten sie diese ausschließlich im Bedarfsfall und zunächst nur befristet für 2-4 Wochen einsetzen. Führen Medikationen aus einer der beiden oben genannten Gruppen nicht zu der erhofften Besserung, so ist auch ein Therapieversuch mit einem Präparat aus der jeweils anderen Gruppe denkbar. Eine medikamentöse Langzeittherapie ist beim Reizmagen in den meisten Fällen weder nützlich noch sinnvoll. Zur Linderung der Beeinträchtigungen während besonders beschwerdereicher Intervalle sind sie aber durchaus zu empfehlen.

Die Pharmakotherapie funktioneller Darm-Störungen richtet sich wie die des Reizmagens nach den dominanten Beschwerden des Betroffenen. Dabei unterscheidet man vier klassische Symptomschwerpunkte:

  1. Diarrhoedominantes Beschwerdebild
  2. Obstipationdominantes Beschwerdebild
  3. Schmerzdominantes Beschwerdebild
  4. Meteorismusdominantes Beschwerdebild

Diarrhoedominantes Beschwerdebild

Symptomatik:
Durchfall, durchfallartige Störungen, breiiger Stuhl, spontaner Stuhldrang

Therapie:
Ein funktionelles Darmsyndrom, das durch das Auftreten von Durchfällen und durchfallartigen Störungen geprägt ist, kann sehr effizient mit Hilfe von zwei Medikamentengruppen gelindert werden: Antidiarrhoika und Quellmittel.

Antidhiarroika verlangsamen die Darmtätigkeit und bringen so Ruhe in den unteren Verdauungstrakt. Wasser kann dadurch verstärkt resorbiert werden und der Durchfall kommt zum Erliegen. Zur Behandlung eines Reizdarms hat sich der Wirkstoff Loperamid als sehr nützlich erwiesen. Präparate dieses Typs sind teilweise rezeptfrei erhältlich und können bedenkenlos in geringen Dosen über Jahre hinweg verwendet werden, ohne dass ein Gewöhnungseffekt eintritt. Sie ermöglichen RDS Betroffenen, die häufig von überraschendem Stuhldrang geplagt sind, eine größere Sicherheit im Alltagsleben und erhöhen damit merklich die Lebensqualität. Bevor sie zum Einsatz kommen, sollte aber überprüft werden, ob nicht auch die Verwendung von Quellmitteln bereits zu einer ausreichenden Besserung beitragen kann. Ansonsten können diese Medikamente bei Reizdarm eine wirkliche Unterstützung sein.

Quellmittel sind im engeren Sinne gar keine Medikamente, sondern sogenannte Diätetika. Sie bestehen aus natürlichen Fasern (z. B. Flohsamen, Karaya-Gummi) oder aus synthetischen (z. B. Polycarbophil, Methylzellulose). Quellmittel (oder auch Fassersupplemente) sind ein Ersatz für ballaststoffreiche Nahrung. Sie können durch körpereigene Enzyme nicht aufgeschlossen werden und werden im Gegensatz zu Ballaststoffen im Dickdarm kaum bakteriell fermentiert, so dass die lästigen Nebenwirkungen großer Mengen an Ballaststoffen – Blähungen und Schmerzen – nicht oder nur in seltenen Fällen auftreten. Quellmittel binden im Darm befindliches Wasser und bewirken eine Vermehrung der intestinalen Bakterienmasse. Sie können sowohl bei Durchfall als auch bei Verstopfung eine Linderung bewirken, je nach Verträglichkeit kann aber auch das Gegenteil eintreten.

Um ein Verkleben der Samenschalen in der Speiseröhre oder im Darm zu vermeiden, sollten sie unbedingt mit größeren Mengen an Flüssigkeit eingenommen werden. Da Quellmittel fast nebenwirkungsfrei sind und bei funktionellen Magen-Darm-Beschwerden einen hohen Wirkungsgrad besitzen, ist es ratsam, sie in einem medikamentösen Therapieversuch noch vor den „chemischen Keulen“ zum Einsatz zu bringen.

Obstipationdominantes Beschwerdebild

Symptomatik: 
Verstopfung, Völlegefühl

Therapie:         
Stellt eine chronische oder regelmäßig wiederkehrende Verstopfung den Schwerpunkt Ihrer individuellen Reizdarmsymptomatik dar, so sollten Sie den Einsatz von Laxantien (Abführmitteln) und/oder Quellmitteln in Erwägung ziehen.

Die Wirkungsweise von Quellmitteln wurde oben bereits ausführlich erläutert. Es sei aber nochmals erwähnt: Fasersupplemente stellen auch bei der Behandlung einer Verstopfung eine große, wenn nicht entscheidende Rolle und sollten in jedem Fall versuchsweise probiert werden, bevor andere Medikamente bei Reizdarm zum Einsatz kommen.

Abführmittel zählen zu den Medikamenten bei Reizdarm die erst dann eingesetzt werden, wenn Ballaststoffe oder Quellmittel alleine nicht mehr ausreichen, um eine Besserung zu bewirken. Dabei sind osmotisch wirkende Laxantien (z. B. Lactulose) zu bevorzugen. Sie wirken wie Milch- oder Fruchtzucker durch ihr wasserbindendes (osmotisches) Potential und verursachen das Einströmen von Wasser in den Darm. Damit wird die eigentliche Arbeit des Dickdarmes, nämlich Wasser zu entziehen und den Nahrungsrest einzudicken, umgekehrt, und es kommt zu einer natürlichen Erleichterung der Verdauung.

Da die Gefahr eines Flüssigkeitsverlusts besteht, sollte auch bei der Verwendung von Laxantien viel getrunken werden. Abführmittel eignen sich im Gegensatz zu diversen Antidiarrhoika nicht zum dauerhaften Gebrauch und sollten daher nur fallweise zum Einsatz kommen.

Schmerzdominantes Beschwerdebild

Symptomatik:  
krampfartige, teils heftige Schmerzen, chronische, dumpfe Schmerzen, Schmerzen in Verbindung mit spontanem Stuhldrang

Therapie:
Auch bei der Schmerzdominanten RDS Variante kommen zwei unterschiedlich wirkende Substanzen als Medikamente bei Reizdarm in Frage: Spasmolytika und Psychopharmaka.

Spasmolytika sind krampflösende Mittel, die einen spannungslösenden Effekt auf die glatte Muskulatur verschiedener Körperregionen ausüben. Für das Reizdarmsyndrom von Bedeutung sind insbesondere diejenigen Spasmolytika, die speziell auf den Magen-Darm-Trakt wirken. Hierbei gelten solche mit der Substanz Mebeverin als besonders empfehlenswert, da sie ihren Einfluss besonders auf den Dickdarm entfalten. Bei vielen RDS Betroffenen lassen sich krampfartige Schmerzen durch die Einnahme dieser Arzneien merklich reduzieren. Ihre Verwendung sollte sich aber auf eng abgegrenzte Zeiträume beschränken, da ein dauerhafter Gebrauch durch raschen Wirkungsverlust charakterisiert ist.

Auch Psychopharmaka können in vereinzelten Fällen Einfluss nehmen auf die Schwere und den Verlauf einer RDS spezifischen Symptomatik. Dabei besitzen sie neben der psychologischen Wirkung auch einen schmerzlindernden Effekt. Auch vermögen einzelne Gruppen dieser Arzneien einen obstipierenden Einfluss auszuüben. Dieser sollte aber, wie alle anderen Wirkungen auch, niemals allein zu einer Indikationsstellung führen. Oder anders ausgedrückt: Die Verwendung von Psychopharmaka kommt im Rahmen einer RDS Therapie nur dann in Betracht, wenn manifeste Angst- oder Zwangsstörungen und/oder Depressionen vorliegen und wenn diese Erkrankungen als Mitauslöser oder Verstärker der RDS Beschwerden ausgemacht werden können.

Selbstverständlich sollte eine Therapie durch diese Medikamente bei Reizdarm ausschließlich in Zusammenarbeit mit psychiatrisch oder psychotherapeutisch geschulten Ärzten und auch dann nur als begleitende Maßnahme vorgenommen werden. Aufgrund der Vielfalt möglicher Behandlungswege können an dieser Stelle keine weiteren Einzelheiten erläutert werden.

Zur Behandlung leichter Stimmungseintrübungen gibt es eine Sorte von psychisch wirksamen Arzneien, die auch ohne ärztlichen Rat genommen werden können, insbesondere dann, wenn keine manifeste pathogene Störung vorliegt. Es handelt sich dabei um pflanzliche Psychopharmaka wie Johanniskraut oder Cava Cava. Sie stehen im Ruf, bei RDS Beschwerden aufgrund ihrer angstlösenden und antidepressiven Wirkung bei vielen Betroffenen eine Linderung herbeizuführen.

Da sie nicht abhängig machen und da bis heute keinerlei schädliche Nebenwirkungen dieser Medikamente bekannt sind, sind sie versuchsweise für viele RDS Patienten zu empfehlen, bevor andere Medikamente bei Reizdarm eingesetzt werden.

Meteorismusdominantes Beschwerdebild

Symptomatik:
Blähbauch (Meteorismus), Völlegefühl, Blähungen, ernährungsbedingte Verdauungsstörungen

Therapie:
Bauchbeschwerden, die durch Darmgase verursacht werden, lassen sich am besten mit entschäumenden Präparaten lindern. Diese Medikamente enthalten den Wirkstoff Dimethicon und sind als Kautabletten, zum Lutschen oder als Tropfen meist rezeptfrei erhältlich. Entschäumer lassen die schleimumhüllten Gasbläschen im Darminnern zerfallen, so dass die freigesetzten Gase entweichen können.

Etwas geringer wirksam zur Behandlung gasbedingter Beeinträchtigungen, aber dafür in ihrer Verträglichkeit unbedenklich sind die sogenannten Karminativa. Hierbei handelt es sich um Mittel aus pflanzlichen Drogen, die im Darm blähungstreibend, krampflösend und verdauungsfördernd wirken. Präparate aus Anis, Kümmel, Kamille oder Fenchel sollen bei Reizdarmbeschwerden durch ätherische Öle ihre Wirkung entfalten. Sie sind frei erhältlich und können bedenkenlos auch über einen langen Zeitraum eingenommen werden.

Wo Gase entstehen, da sind meistens Unverträglichkeitsreaktionen gegenüber bestimmten Nahrungsmittelbestandteilen im Spiel. Ursache ist in der Regel ein Enzymmangel, der zu den bekannten Intoleranzsymptomen führt. Dieser Mangel lässt sich zumindest teilweise durch Enzympräparate ausgleichen. Beispiele hierfür sind Laktaseenzyme oder Präparate mit Pepsin oder Salzsäure. Auch sie sind weitestgehend nebenwirkungsfrei und können langfristig als Nahrungsergänzung dienen. Enzympräparate erhält man rezeptfrei in Apotheken oder im Internet.

Medikamente bei Reizdarm und Reizmagen: Andere Therapieformen

Neben den bisher genannten Therapien und Medikamenten bei Reizdarm existieren noch zahlreiche andere, deren Nutzen von der medizinischen Wissenschaft teils kritisch bewertet wird. Da verschiedene Therapieformen aber auch ohne Nachweis einer Wirksamkeit bei funktionellen Störungen helfen können, sollen die bekanntesten von ihnen an dieser Stelle kurz vorgestellt werden.

Bei den bereits erläuterten Karminativa ist die Wahrscheinlichkeit für einen spürbaren Nutzen noch am größten. Studien, in denen ihre Wirksamkeit untersucht wurde, widersprechen sich teilweise, und so liegt es am Betroffenen, ob er einen oder mehrere Therapieversuche mit diesen pflanzlichen und ungefährlichen Heilmitteln unternimmt oder nicht.

Zur Reduzierung von gasbedingten Beschwerden wurden bereits die pflanzlichen Extrakte aus Anis, Kümmel, Kamille und Fenchel vorgestellt. Im Handel sind darüber hinaus noch zahlreiche andere Präparate erhältlich, welche die selbe Wirkung postulieren. Als schmerzstillende pflanzliche Arzneien (Phytopharmaka) gelten ferner Belladonnatinktur, Pfefferminzöl, japanisches Heilpflanzenöl und Iberis Amara (bittere Schleifenblume), welche relaxierend auf die glatte Muskulatur des Darmtraktes wirken. Auch chinesische Heilkräuter stehen im Ruf, bei verschiedenen RDS Symptomen Linderung zu verschaffen.

Zurückhaltender ist die Wissenschaft bei der Empfehlung zum Einsatz von Bakterienpräparaten, welche den Wiederaufbau der natürlichen Darmflora unterstützen sollen. Die Hersteller dieser Arzneien behaupten zwar, dass durch die Regeneration der bakteriellen Mikroflora besonders gasbedingte Beschwerden vermindert werden können, bislang liegen allerdings keine Studienbeweise zur Wirksamkeit vor. Auch hier steht es dem Betroffenen frei, einen Therapieversuch zu unternehmen.

Das Thema Darmpilze bzw. Candida-Mykosen sorgt schon seit vielen Jahren für hohe Umsätze bei allen Beteiligten, die Literatur, Diäten oder Pharmaka zur Ausrottung dieser angeblich schädlichen Mikroorganismen zum Kauf anbieten. Tatsache ist, dass der Besiedelung durch Candida-Pilze bis zum heutigen Tage keine schädigende Wirkung auf den menschlichen Organismus wissenschaftlich korrekt nachgewiesen werden konnte. Eine Ausnahme davon machen stark immunsuppremierte Patienten, die z. B. im Rahmen einer Aids- oder Krebserkrankung behandelt werden. Auch bei positivem Nachweis von Candida-Pilzen im Stuhl ist eine antimykotische Therapie nach einhelliger Lehrmeinung daher bei RDS Betroffenen nicht angezeigt. Ebenso muss aus Kostengründen vom Einsatz homöopathischer Präparate, deren Wirksamkeit ebenfalls nie zweifelsfrei belegt werden konnte, abgeraten werden.

Medikamentöse Therapien in der Zukunft

Zur Behandlung des Reizdarmsyndroms existieren derzeit nur Arzneien, die symptomatisch gegen einzelne Beschwerden wirken. Benötigt werden jedoch Substanzen mit deutlich erweitertem Wirkspektrum, um den Kreislauf einer funktionellen Störung zu unterbrechen. Als besonders interessant und verheißungsvoll klingen in diesem Zusammenhang Forschungsansätze, nach denen die viszerale Sensitivität, also die Schmerzempfindlichkeit der Eingeweide, insbesondere des Magen-Darm-Trakts, nachhaltig gesenkt werden kann. Zu diesem Zweck wurden zwei Medikamente entwickelt, die sich momentan im Teststadium befinden.

Alosetron – Hilfe für Frauen nicht mehr auf dem Markt

Die erste dieser Arzneien beinhaltet den Wirkstoff Alosetron. Dieser „5-HT3-Rezeptor-Antagonist“ kann nach Aussage der Herstellerfirma die Ausschüttung eines Botenstoffes regulieren, indem er ihn direkt an den Nervenendungen blockiert. Bauchschmerzen, Stuhldrang und Stuhlfrequenz sollen durch diesen Wirkstoff signifikant verringert werden.

Aus bisher unbekannten Gründen entfaltet Alosetron seine Wirkung ausschließlich bei weiblichen Patienten. Nach nur wenigen Monaten Verkaufsphase wurde das Medikament im Jahr 2000 wieder vom amerikanischen Markt zurückgezogen, nachdem von vereinzelten, aber schwerwiegenden Nebenwirkungen berichtet wurde. In Deutschland kam es daher noch gar nicht in den Handel. Es bleibt abzuwarten, ob eine modifizierte Variante von Alosetron in den nächsten Jahren gezielt bei RDS spezifischen Beschwerden Anwendung finden wird.

Tegaserod – Hoffnung für Betroffene mit Verstopfungen

Gute Hoffnungen, als erster Wirkstoff dauerhaft speziell gegen das Reizdarmsyndrom eingesetzt zu werden, hat momentan eine Substanz mit dem Namen Tegaserod. Dieser „Serotonin-4-Rezeptor-Agonist“ normalisiert Studien zufolge innerhalb weniger Tage die Magen-Darm-Tätigkeit beim Obstipations-dominanten Beschwerdebild. Eine zwölf-wöchige Therapie soll zumindest bei 50% der Betroffenen eine Verstopfung beseitigen, die Stuhlfrequenz erhöhen und Blähungen reduzieren. Abgesehen von gelegentlichen Durchfällen zu Beginn der Therapie soll Tegaserod allgemein gut verträglich sein. Die Zulassung für den deutschen Markt ist bereits beantragt, so dass zumindest Obstipations-geplagte RDS-Patienten auf eine baldige Therapieform hoffen können, die speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist.

Auch wenn die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten funktioneller Störungen auf die meisten Betroffenen nicht besonders vielversprechend wirken, so ist es dennoch beruhigend zu wissen, dass es Pharmaunternehmen gibt, die aktiv an der zielgerichteten Behandlung RDS-spezifischer Gesundheitsbeeinträchtigungen forschen. Dabei spielt die Untersuchung der Gruppe der Serotonin-Rezeptor-Agonisten und –Antagonisten offensichtlich eine entscheidende Rolle. Wir können also gespannt sein, welche Medikamente bei Reizdarm künftig Linderung und vielleicht sogar Heilung verschaffen.

Bis ein wirksames Präparat auf dem deutschen Markt erhältlich ist, wird es aber voraussichtlich noch eine Weile dauern. Trösten Sie sich mit dem Gedanken, dass Ihnen auch ohne medizinische Maßnahmen einige Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen, über deren Einsatz Sie frei entscheiden können. Vielleicht hat es sogar etwas Gutes, dass Sie Ihr körperliches Wohlbefinden nicht einfach der Wirkung einer chemischen Substanz überlassen können, sondern gezwungen sind, aktiv an Ihrer Gesundung mitzuarbeiten.

Mehr dazu: Das Reizdarm-Programm, Medizinverlag Nordwest, EUR 1,99 (gesponsert)

Artikelbild: © kei907

Weiterführende Informationen

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Omnitadin Darmkapseln bei Reizdarmsyndrom
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