Von Ernährungsfachleuten werden die Ballaststoffe – auch Faserstoffe, Pflanzenfasern oder Nahrungsfasern genannt – als natürliches Heilmittel zur Behebung und Linderung von Verdauungsbeschwerden propagiert. Darüber hinaus wird ihr gesundheitsfördernder Charakter immer wieder betont. Man sagt ihnen nach, Gallensäuren, Cholesterin und Schadstoffe zu binden und damit aus dem Körper zu schaffen. Ihr unter Wassereinfluss zunehmendes Volumen regt die Darmmotorik an und verkürzt damit die Transitzeit der Nahrung. Außerdem üben sie einen positiven Einfluss auf die Darmbakterien aus. Ballaststoffe sind ein elementarer Bestandteil gesunder Ernährung und sollten daher auf dem Speiseplan in besonderem Maße berücksichtigt werden. Für eine Ernährung bei Reizdarm gibt es allerdings einiges zu bedenken.

Alleskönner Ballaststoffe

Doch zunächst einmal zu der Wirkungsweise dieser Alleskönner: Ballaststoffe (wie z. B. Leinsamen oder Kleie) binden große Mengen von Wasser und können daher einen Durchfall lindern. Gleichzeitig vergrößert sich unter ihrem Einfluss das Stuhlvolumen. Da Ballaststoffe für den Menschen unverdaulich sind, werden Sie im Dickdarm bakteriell fermentiert. Dieses Prinzip und die daraus resultierenden Begleiterscheinungen kennen Sie bereits von der Kohlenhydratunverträglichkeit.

Gerade die für gesunde Menschen vorteilhaften Eigenschaften von Pflanzenfasern stellen für eine Ernährung bei Reizdarm häufig ein Problem dar. Die Vergrößerung des Stuhlvolumens verstärkt eine Reizdarmproblematik eher, als dass sie sie vermindert. Auch wirkt die Entwicklung von Gasen durch die damit verbundene Ausdehnung der Darmwände symptomverstärkend besonders bei einem schmerzdominanten Beschwerdebild.

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Ist eine Ernährung bei Reizdarm mit Ballaststoffen sinnvoll?

Nach zahlreichen Untersuchungen zur Frage, ob eine Erhöhung oder eine Verminderung der Ballaststoffmenge für die Ernährung bei Reizdarm sinnvoll ist, und wie sich diese Maßnahmen auf die unterschiedlichen Reizdarmsyndrom Ausprägungen dieser Krankheit auswirken, kam man zu dem Schluss, dass eine allgemeingültige Ernährungsempfehlung für Ballaststoffe nicht gegeben werden kann. Zu unterschiedlich sind die Verlaufsformen des Reizdarmsyndroms und zu verschieden die individuellen Empfindungen der Patienten.

Die Schwere der vom Reizdarmsyndrom verursachten Gesundheitsbeschwerden und der Alltagsprobleme werden von Außenstehenden häufig unterschätzt. Klassische Therapieangebote versagen in den meisten Fällen. Ein neuartiges Supplement aus der orthomolekularen Medizin macht Betroffenen jetzt neue Hoffnung. Es handelt sich um eine Kombination aus Nähr- und Vitalstoffen, die mit der Symbiose des Mikrobioms, der Darmschleimhaut und mit dem Serotoninhaushalt assoziiert sind. Unter dem Namen Omnitadin ist das Präparat in Apotheken und im Versandhandel erhältlich. (gesponsert)

Leiden Sie in erster Linie unter Obstipation, so kann sich eine Erhöhung der Fasermenge, unter Umständen unterstützt durch zusätzliche Quellmittel (näheres hierzu im Artikel „Medikamente„), als sehr positiv erweisen. Bei einem diarrhoebetonten Beschwerdebild kann man diese Empfehlung nicht ohne Weiteres geben, da vielleicht der ausschließliche Einsatz von Quellmitteln eine größere Wirkung erzielt.

Wenn Sie hingegen hauptsächlich unter Schmerzen leiden, kann eine ballaststoffreiche Diät die Symptomatik sogar deutlich verstärken. Besonders heikel wird es, wenn Durchfall und Verstopfung im Wechsel auftreten. In diesem Fall empfiehlt es sich, mit diätetischen Maßnahmen auf das Symptom einzugehen, das die größeren Beeinträchtigungen verursacht.

Wie man sieht, lässt sich leider keine einheitliche Diät zur Behandlung Ihrer Beschwerden vorgeben. Es kommt daher sehr auf Ihre eigenständige Mitarbeit in der Ernährungstherapie an. Finden Sie für sich heraus, ob eine ballaststoffreiche Kost eine Besserung mit sich bringt oder ob Sie eher von einer faserarmen Schonkost profitieren. Welche Nahrungsmittel besonders viele Pflanzenfasern enthalten und wie Sie möglichst schonend eine Erhöhung der Ballaststoffmenge erreichen, erfahren Sie in den folgenden Praxistipps.

Tipps zur Einführung einer ballaststoffreichen Ernährung bei Reizdarm

      • Da Ballaststoffe gewöhnungsbedürftig sind und besonders bei RDS Patienten ungewollte „Nebenwirkungen“ verursachen können, empfiehlt sich eine langsame und schonende Einführung über einen Zeitraum von 4-8 Wochen. Eine zu schnelle Umstellung der Ernährung bei Reizdarm bringt häufig Durchfall und Blähungen mit sich.
      • Starten Sie mit einer begrenzten Anzahl ballaststoffreicher Lebensmittel wie Kartoffeln, Vollkornbrot, Vollkornreis und grünem Salat und erhöhen Sie den Faseranteil schrittweise Woche um Woche um 1-2 weitere Ballaststoffträger.
      • Durchschnittlich werden mit der modernen Kost pro Tag ca. 15-20g Faserstoffe aufgenommen, empfehlenswert sind (bei Verträglichkeit) mindestens 30g pro Tag. Zum Vergleich: Vor hundert Jahren betrug die tägliche Ballaststoffaufnahme noch 80-100g.
      • Faserreiche Lebensmittel sind Gemüse (z. B. Sellerie, Möhren, Spargel), Salat, Obst, Vollkornprodukte und Samen (z. B. Hafer, Korn, Leinsamen, Reis, Gerste).
      • Da Ballaststoffe viel Wasser brauchen, um aufquellen zu können, sollten Sie täglich mindestens 2 Liter Flüssigkeit trinken. Dies unterstützt bei Obstipation zusätzlich die Verdauung und sichert bei Durchfall eine ausreichende Versorgung mit Mineralstoffen.
      • Wenn Sie auf Ihrem Speiseplan den Fleischverbrauch reduzieren und dafür den Anteil pflanzlicher Produkte erhöhen, vergrößert sich automatisch die Ballaststoffmenge in Ihrer täglichen Ernährung.
      • Vorsicht vor sehr ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Kohlgemüse, Zwiebeln und Hülsenfrüchten. Besser verträglich und in Ihrer Wirkung ebenbürtig sind Samenprodukte (z. B. Leinsamen).
      • Ballaststoffe (insbesondere Samenprodukte) sollten nie ohne eine ausreichende Menge Flüssigkeit eingenommen werden, da sie ansonsten in Speiseröhre oder Darm verkleben können.
      • Haferschleim, Leinsamen oder Flohsamen werden von den Darmbakterien kaum zersetzt und verursachen dadurch fast keine lästige Gasentwicklung. Sie lassen sich gut in Joghurt, Saft oder Suppen einrühren.
      • Meiden Sie „schlechte“ Ballaststoffe wie Laktose, Fruktose und Zuckeraustauschstoffe.

Mehr dazu: Das Reizdarm-Programm, Medizinverlag Nordwest, EUR 1,99 (gesponsert)

Artikelbild: © kei907

Weiterführende Informationen

Fructoseintoleranz und RDS Laktoseintoleranz und RDS