Immer mehr Probiotika Präparate erobern den Gesundheitsmarkt. Die Anzahl an verfügbaren Produkten in den Apotheken hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht. Die Frage, die sich unabdingbar stellt: Wie steht es um die Wirksamkeit solcher Präparate? Lässt sich diese belegen und wie effizient sind Probiotika wirklich? DAZ.online hat dazu die Apothekerin Margit Schlenk befragt.
Die Daseinsberechtigung von Probiotika
Probiotika sollen zum Beispiel bei Reizdarm, Stress oder einem geschwächten Immunsystem helfen. Vor allem dann, wenn der Darm in Mittleidenschaft gezogen wird und die Darmflora, also die Besiedlung des Darms mit wichtigen Bakterien, aus dem Gleichgewicht geraten ist. Grundsätzlich haben sie also eine Daseinsberechtigung, denn sie geben dem Körper lebenswichtige Bakterien, an denen es gerade vielleicht mangeln mag. Da es sich bei den meisten Präbiotika um Nahrungsergänzungsmittel, also nicht um Arzneimittel, handelt, sind krankheitsbezogene Aussagen bei der Bewerbung tabu. Das macht es für Betroffene besonders schwierig, sich über den Nutzen eines Präbiotikums für die individuellen gesundheitlichen Bedürfnisse Klarheit zu verschaffen.
Laut Margit Schlenk haben Probiotika definitiv ihre Berechtigung. Die Wirksamkeit einiger Präparate wurde in klinischen Studien belegt und es wurde deutlich sichtbar, dass Probiotika bei den Hauptsymptomen eines Reizdarms eine wirkliche Unterstützung für die Betroffenen bieten. Neben Nahrungsergänzungsmittel gibt es auch bilanzierte Diäten oder Arzneimittel mit entsprechenden Indikationen unter den Probiotika. Hier wurde teilweise die Wirksamkeit bei Reizdarm, Colitis ulcerosa, Neurodermitis und anderen Erkrankungen eindeutig nachgewiesen und wird auch nach außen hin kommuniziert. Das heißt jedoch nicht, dass Nahrungsergänzungsmittel weniger wirksam sind. Vielmehr wird die Möglichkeit der Kommunikation rechtlich eingeschränkt.
Die Schwere der vom Reizdarmsyndrom verursachten Gesundheitsbeschwerden und der Alltagsprobleme werden häufig unterschätzt. Klassische Therapieangebote versagen in den meisten Fällen. Ein neuartiges Supplement aus der Apotheke macht Betroffenen jetzt neue Hoffnung. Es handelt sich um eine Kombination von Nährstoffen, die mit der Symbiose des Mikrobioms, der Darmschleimhaut und mit dem Serotoninhaushalt assoziiert sind. Unter dem Namen Omnitadin Darmkapseln ist das Präparat in Apotheken und im Versandhandel erhältlich. Mehr Info… (gesponsert).
Probiotika wirken nicht bei jedem!
Die Aufgabe von Probiotika ist es, Bakterienstämme in den Darm zu bringen, die sich dort ansiedeln. Dabei ist zu beachten, dass die Zusammensetzung des Mikrobioms, also der im Darm befindlichen Bakterien, von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Hierzu wurde im Weizmann Institute of Science, Israel, eine Studie durchgeführt, bei der nach der Probiotika Gabe das Bakterienvorkommen im Darm und im Stuhl ausgewertet wurde. Das Ergebnis: Ob sich die Bakterienstämme tatsächlich im Darm ansiedeln, hängt vom jeweiligen Mikrobiom und bestimmten Genexpressionsmustern im Magendarmtrakt des Patienten ab. Damit sind Probiotika zwar nicht ganz universell einsetzbar, können aber bei dem richtigen Zusammenspiel von Probiotika und körpereigenem Mikrobiom durchaus hilfreich sein. Eine Alternative zur Therapie einer aus dem Gleichgewicht gebrachten Darmflora ist die Behandlung mit körpereigenen Bakterien (Stuhltransplantation). Diese ist jedoch nur mit ärztlicher Unterstützung durchführbar und daher nicht ansatzweise so leicht zugänglich wie ein Probiotikum.
Arzneimittel & Nahrungsergänzungsmittel – wo ist der Unterschied?
Während Arzneimittel dem Zweck dienen, Krankheiten, Leiden oder sonstige krankhafte Beschwerden zu heilen, lindern oder vorzubeugen und darüber hinaus körperliche und seelische Zustände und Funktionen beeinflussen, dienen Nahrungsergänzungsmittel der Ergänzung einer gesunden Ernährung. Ersteres wird entsprechend als krankheitsbezogen deklariert, während Letzteres gesundheitsfördernd wirkt. Dementsprechend könnte man sagen, dass Nahrungsergänzungsmittel, die übrigens zu den Lebensmitteln gehören, bereits prophylaktisch wirken bzw. der Aufrechterhaltung der Gesundheit dienen.
Arzneimittel unterliegen dem Arzneimittelrecht und müssen sich daher vor wesentlich strengeren Richtlinien und Prüfungsprozessen behaupten als die, dem Lebensmittelrecht unterliegenden Nahrungsergänzungsmittel. Für deren Sicherheit und Wirksamkeit ist allein der Hersteller verantwortlich, ein Vorabnachweis der Wirksamkeit gegenüber einer Behörde ist nicht nötig.
Das Resultat: Für ein Unternehmen ist es wesentlich einfacher, ein Nahrungsergänzungsmittel auf den Markt zu bringen, als ein Arzneimittel. Das sagt jedoch nicht grundsätzlich etwas über die Wirksamkeit aus, bzw. macht ein Nahrungsergänzungsmittel nicht automatisch weniger wirksam. Weitere Informationen zum Unterschied zwischen Arznei- und Nahrungsergänzungsmitteln finden Sie auch bei DeutschesApothekenPortal.
Mehr dazu: Das Reizdarm-Programm, Medizinverlag Nordwest, EUR 1,99 (gesponsert)
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